Schlammschlacht
Oktober 19, 2016
Ice Age
November 5, 2016
Show all

Strasse ans Ende der Welt

Am Ende der Welt

Nach unserem letzten Halt in Rada Tilly fuhren wir weiter nach Puerto San Julian. Eine Kleinstadt mit bewegter Seefahrer-Geschichte:

Der Hafen erhielt seinen Namen vom portugiesischen Seefahrer Ferdinand Magellan, der am 31. März 1520 hier anlegte und im Hafen überwinterte. Magellan und seine Mannschaft trafen auf Einheimische, die von Antonio Pigafetta als „Riesen“ beschrieben wurden, und nannten diese Patagonier, was so viel wie „Großfüße“ bedeutet. Anfang April sah sich Magellan mit einer Meuterei konfrontiert, die von seinen spanischen Kapitänen geführt wurde, schlug sie jedoch nieder, richtete die Anführer der Meuterer – zwei Kapitäne – hin und ließ einen anderen Kapitän, sowie einen Geistlichen in Puerto San Julián zurück. Magellan verließ den Hafen am 21. August 1520 und fand am 21. Oktober die östliche Einfahrt der Passage, nach der er gesucht hatte und die nun seinen Namen trägt.

58 Jahre später, am 20. Juni 1578, kam Francis Drake auf seiner Weltumsegelung nach Port St Julian. Er fand die Überreste des Galgen, an dem Magellan die Meuterer hatte hinrichten lassen. Auch Drake hatte während seiner Fahrt Probleme mit der Unzufriedenheit in seiner Mannschaft und beschuldigte seinen Freund Thomas Doughty des Verrats und der Anstiftung zur Meuterei. In einer improvisierten Gerichtsverhandlung wurde Doughty für schuldig erklärt und am 1. Juli hingerichtet. Drake nutzte eine Predigt zehn Tage später, um neue, strengere Verhaltensregeln bekannt zu geben und seine alleinige Machtposition zu manifestieren. Im August verließen die Engländer Port St. Julian in Richtung Magellanstraße.“ Quelle: Wikipedia.de

In San Julian übernachten wir direkt am Meer auf einem Stellplatz. Gemäss unserer Karte hätten wir in der Bucht von San Julian Delphine sehen sollen, diese konnten wir allerdings nicht ausmachen, weshalb wir uns zur Ablenkung leckere Steaks vom Grill gönnten.

 


Am nächsten Tag fuhren wir weiter in Richtung chilenische Grenze. Auf der Fahrt dorthin entdeckten wir an einem einsamen Strand eine weitere Kolonie See-Elefanten.

Kurz vor der Grenzstadt Rio Gallegos übernachteten wir auf einem herrlichen Platz direkt am Flussufer. Soweit man sehen und hören konnte, befanden sich keine anderen Menschen. Unsere einzigen Nachbarn waren ein paar Pferde, welche die andere Flussseite aufsuchten, um zu Trinken. Am nächsten Tag fuhren wir, nach einer ausgedehnten Kontrolle durch die „Gendarmeria Nacional“, die letzten Kilometer in Richtung chilenischer Grenze. Der Grenzübertritt gestaltete sich sehr einfach. In einem einzigen Grenzgebäude befanden sich sowohl die chilenischen als auch der argentinischen Behörden. Zuerst musste man sich bei der Argentinischen „Migracion“ einen Ausreisestempel holen. Dann wurde bei der Grenzbehörde das Fahrzeug wieder aus Argentinien ausgeführt, bevor man am nächsten Schalter bei den chilenischen Behörden einen Stempel für die Einreise erhielt. Danach brauchte man noch ein neues Dokument für die temporäre Einfuhr des Wohnmobils. Als letztes stand noch die obligatorische zoosanitarische Kontrolle durch die chilenischen Veterinäre an, welche uns – wir hatten es schon erwartet – sämtliche Früchte wegnahmen. Alles in allem dauerte der Grenzübertritt nur rund 45 Minuten. Nun waren wir also in Chile 🙂


Unser nächstes Ziel hiess „Punta Arenas“. Die südlichste Stadt Chiles. Kurz vor der Stadt erreichten wir am frühen Nachmittag einen öffentlichen Park. Hier stellten wir unser Fahrzeug zwischen hunderte chilenische Familien, welche hier ihre sonntäglichen Familientreffen abhielten. Es war eine Freude zu sehen, wie sich die Familien jeweils um ein Lagerfeuer setzten und in der Mitte über offenem Feuer eine Lammseite gebraten wurde. Rund zwei Stunden nach Sonnenuntergang verliessen die letzten Familien den Park und wir konnten in Ruhe schlafen.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf zur Stadtbesichtigung von Punta Arenas. Die Stadt – gemäss Reiseführer „Die schönste Stadt“ Patagoniens“ – gefiel uns wirklich sehr. Wir verbrachten die Zeit bis zum Mittag damit unsere Gasflaschen füllen zu lassen sowie ein Camping-/Angelgeschäft sowie einige Schuhgeschäfte zu besuchen. Peter & Brigitta besuchten in der Zwischenzeit die Schweizer „Chocolateria Baeriswil“. Gegen Mittag trafen wir uns wieder und durften den Inhaber der Chocolateria kennen lernen, welcher den ganzen morgen über Peter und Brigitta Gesellschaft geleistet hatte. Am späten Nachmittag gingen wir zu viert in ein Restaurant mit lokalen Gerichten. Leider konnte die Qualität der Speisen nicht überzeugen. Die Menge hingegen war viel zu gross, sodass wir uns dafür entschieden, auf das Abendessen zu verzichten.
Sarah und ich gingen danach noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Des Weiteren bemühten wir uns ca. 1 Stunde lang frisches Wasser für unser Wohnmobil aufzutreiben. An einer Tankstelle ausserhalb der Stadt wurden wir zum Glück fündig.

Danach fuhren wir zum Fähranlieger, wo wir die Nacht – beschützt durch die Eingangswache des argentinischen Marinestützpunktes – verbrachten.


Am nächsten Morgen um 9 Uhr nahmen wir die Fähre über die Magellanstrasse nach „Porvenir“. Die Überfahrt dauerte nur rund zwei Stunden und war zum Glück für Sarah, nicht allzu wellig. Weiter ging unsere Reise entlang der unbefestigten Küstenstrasse nach Onaisin. Kurz nach Antritt der Fahrt mussten wir feststellen, dass das Wohnmobil von Peter und Brigitta mit den Strassenverhältnissen nicht zurechtkam. Aufgrund der schlechten Strassenverhältnisse konnten sie mit max. 20 km/h fahren.

In Absprache mit ihnen fuhren wir ab diesem Punkt selbständig weiter. Wir machten ab, uns zwei Tage später in Ushuaia wieder treffen zu wollen.

Ohne Peter und Brigitta kamen wir viel schneller voran und schafften es noch am gleichen Tag zur Königspinguin-Kolonie in Onaisin.

Leider durfte man die Königspinguine nur aus grosser Entfernung durch eine Holzwand beobachten, so dass uns das Eintrittsgeld von rund 15 Franken pro Person ziemlich schmerzte.
Als wir dabei waren, das Gelände zu verlassen, hielt uns noch ein Ranger auf. Er erkundigte sich, wohin wir fahren wollten. Als er unsere Streckenwahl hörte, machte er uns darauf aufmerksam, dass der entsprechende Grenzübergang bis auf weiteres gesperrt sei. Somit ersparten wir uns 300 km Schotterpiste – und das Eintrittsgeld hatte sich zumindest diesbezüglich gelohnt. Aufgrund der neuen Informationen entschieden wir uns, gleich in der Nähe der Pinguinkolonie hinter einer Düne zu schlafen.


Am nächsten Tag ging es wieder nach Argentinien. Dieses Mal waren die Grenzbehörden allerdings in zwei unterschiedlichen Gebäuden untergebracht und 15 km von einander getrennt. Dies erschwerte den Grenzübertritt allerdings nicht und wir benötigten – ohne Fahrt – nicht mehr als 20 Minuten.

Da wir den Zoll noch vor Mittag überquerten, entschieden wir uns in Anbetracht des noch jungen Tages, noch einen Abstecher nach Rio Grande zu machen. Die Stadt verfügte über einiges an Industrie sowie einen Militärflugplatz. Scheinbar schienen die meisten Leute hier auch gut zu verdienen, da wir noch in keiner Stadt in Argentinien mehr Luxus-Autos (Mercedes, Audi, etc.) gesehen haben. Da wir uns noch mit einem neuen Dosenöffner eindecken wollten, hielten wir vor einem Supermarkt. Allerdings war dieser entgegen der angeschriebenen Öffnungszeiten geschlossen. Kurz darauf bemerkten wir auch weshalb: Plötzlich kam ein Zug von mehreren hundert Demonstranten aus einer Seitenstrasse in unsere Richtung. Wir stiegen also schnellstmöglich wieder in unsere Autos und entschieden uns die Stadt zu verlassen. Dies war allerdings fast nicht mehr möglich, da die Demonstranten alle Zufahrts- und Ausfahrtstrassen blockierten. Dadurch dass wir den Einheimischen folgten, konnten wir die Stadt dann doch über Feldwege doch noch verlassen. Glück gehabt…
Wir fuhren weiter nach Tolhuin, wo wir die Nacht auf einem Camping am 104 km langen „Lago Fagnano“ verbrachten. Leider besteht noch Schonzeit und das Angeln ist aus diesem Grund verboten – dies schmerzt allerdings sehr, da in diesem See regelmässig grosse Lachse vom Ufer aus gefangen werden.


Am nächsten Tag kamen wir endlich an unser Ziel: die südlichste Stadt der Welt – Ushuaia. Hier startet oder endet die Ruta Nacional No 3. Ab jetzt geht es auf unserer Reise nur noch in Richtung Norden. Von Ushuaia bis nach Alaska sind es auf dem kürzesten Weg 17’848 km. Wir sind gespannt, wie nahe wir Alaska auf unserer Reise kommen werden.

 


 

Hier noch die versprochenen Videos der letzten Berichte. Aufgrund des sehr langsamen WIFI nur in reduzierter Auflösung.

Bergung der Wohnmobile:
https://www.youtube.com/watch?v=rpkz0Lheha4

Pinguine in Punta Tombo:
https://www.youtube.com/watch?v=pverzmaeQfc
https://www.youtube.com/watch?v=pkF9fAfwfUc
https://www.youtube.com/watch?v=5NtHrUoaemk
https://www.youtube.com/watch?v=5Xf6fZVMiqI

Insel Valdes:
https://www.youtube.com/watch?v=ptwWBMR3hEo
https://www.youtube.com/watch?v=uYQsq4XWlVQ
https://www.youtube.com/watch?v=sQn_EiGFKOY
https://www.youtube.com/watch?v=voUTFCn7jsM

 

2 Comments

  1. Nadja sagt:

    De bricht isch jo wieder de hammer😄 Särli i wött de herzig hund😄😄

  2. Renat Kieninger sagt:

    vielen Dank für den schönen Bericht.
    Renate und Dieter (Oma + Opa)