Nach einer sehr erholsamen letzten Nacht in Tolhuin fuhren wir im Konvoi wieder in Richtung Norden. In Rio Grande versuchten wir noch unsere Gasflaschen auffüllen zu lassen. Leider hatte der lokale Gas-Grosshändler am Samstag geschlossen. Ein sehr netter Wachmann gab uns allerdings den Tipp, eine weitere Adresse in Rio Grande anzusteuern. Eine genaue Adresse konnte er uns nicht geben, allerdings wusste er in der Nähe welcher Strassenkreuzung sich die andere Gashandlung befinden sollte. Darüber hinaus teilte er uns mit, dass sie sich in einem violetten Haus befinden sollte. In der Nähe der angegebenen Strassenkreuzung befand sich dann auch tatsächlich ein violettes Gebäude. Allerdings handelte es sich um ein kleines Einfamilienhaus. Nicht wie erwartet um einen Gashändler. Darüber hinaus fanden sich auch keinerlei Beschriftungen oder Tafeln, welche den Gashandel bestätigt hätten. Also entschlossen wir uns, mit dem Auto die Strasse noch 200 Meter weiter zu fahren, um nach dem Gashandel Ausschau zu halten. Als nach 200 Meter kein weiteres violettes Gebäude zu finden war, steuerten wir nochmals das Einfamilienhaus an und hielten auf der Strasse davor. Gerade in dem Moment hielt ein PKW vor uns und ein älterer Mann stieg aus. Wir sprachen ihn an und fragten ihn, ob er etwas von einem Gashandel wisse. Zu unserem Erstaunen bestätigte der nette Herr, er sei der Inhaber des Gashandels. Er führte uns in den Hinterhof seines Wohnhauses, wo in einem Verschlag zahlreiche kleine Gasflaschen sowie ein grosser, rostiger Gastank stand. Am Gastank angeschlossen war ein Schlauch, aus welchem er die Gasflaschen zu befüllen schien. Leider passte allerdings der Anschluss seiner Gasleitung nicht auf unsere Flasche. Auch unsere zahlreichen mitgebrachten Adapter konnten an der Situation nichts ändern. So zogen wir unverrichteter Dinge wieder von dannen. Weiter ging es über die Grenze bei San Sebastian. Im Gegensatz zu unserem letzten Besuch hatte es an diesem Tag an beiden Grenzstellen (Argentinien& Chile) sehr viele Leute, sodass wir rund 1 Stunde (ohne Fahrzeit zwischen den beiden Grenzposten) für den Übertritt benötigten.
Aufgrund der Tatsache, dass wir entlang der weiteren Strecke keinen passenden Stellplatz fanden, entschieden wir uns trotz des schon fortgeschrittenen Tages, unsere Reise bis zum Fähranlieger in Puerto Espora fortzusetzen, da wir erwarteten dort schlafen zu können. Als wir um 18 Uhr den Fähranlieger erreichten, sahen wir, wie sich schon zwei Fähren näherten. Da die Überfahrt nur rund 30 Minuten dauert, fuhren wir kurzerhand auch noch auf die Fähre, mit der Absicht uns auf der anderen Seite der Magellanstrasse einen Schlafplatz zu suchen. Diesen fanden wir dann auch ziemlich bald und wir stellten unsere Fahrzeuge auf der Wiese neben einer unbefestigten Küstenstrasse ab.
Am nächsten Tag beabsichtigten Sarah und ich unsere Fahrt nach Puerto Natales getrennt von Peter und Brigitta fortzusetzen. Ursprünglich wollten wir die unbefestigte Strasse durch den Nationalpark nehmen (130 km) währenddessen, dass Peter und Brigitta die befestigte Hauptstrasse (240 km) bevorzugten. Aufgrund der unterschiedlichen Reisegeschwindigkeiten gingen wir davon aus, mehr oder weniger gleichzeitig ans Ziel zu kommen. Nach dem Frühstück fuhren Sarah und ich als erstes nach Punta Delgada, wo die unbefestigte Strasse von der Hauptstrasse abzweigte. Da wir nicht mehr viel Diesel im Tank hatten, hofften wir auf der Strecke bis zum Nationalpark eine Tankstelle zu finden. Leider fand sich aber weit und breit keine einzige Tankstelle. Da wir nur noch für 120 km Diesel im Tank hatten und uns nicht auf das Risiko einlassen wollten, im Nationalpark stehen zu bleiben, entschlossen wir uns, entgegen des ursprünglichen Planes die befestigte Hauptstrasse nach Puerto Natales zu nehmen. Nach rund 80 km kamen wir dann auf der Hauptstrasse auch an die erste Tankstelle. Nur wenige Minuten nach uns fuhren auch Brigitta und Peter die gleiche Tankstelle an und wir waren wieder vereint. Wir entschlossen uns also im Konvoi nach Puerto Natales zu fahren. Als erste Handlung in Puerto Natales, haben wir wieder getankt. Dadurch dass es in Südamerika nur wenige Tankstellen gibt, haben wir es uns grundsätzlich zur Angewohnheit gemacht, immer zu tanken, auch wenn der Tank zur Hälfte noch voll ist. Sicher ist sicher… Danach wollten sich Brigitta und Peter die Stadt noch ein wenig anschauen.
In der Zwischenzeit fuhren Sarah und ich zu einem Camping, welchen wir über die IOverlander-App gefunden hatten. In einer sehr schönen Schlucht, neben einem türkisfarbenen See, befand sich ein Reiterhof. Wir suchten den Besitzer bzw. das Personal auf, um uns anzumelden. Eine sehr gestresste, aber dennoch freundliche, Dame nahm uns auf und zeigte uns unseren Stellplatz. Da bis und mit Dienstag (01.November) Feiertage waren (nur in Chile), war der Camping bzw. die wenigen vorhandenen Stellplätze gut besetzt, sodass wir unter niedrigen Bäumen durchfahren mussten, um zu unseren Plätzen zu gelangen. Am Platz angekommen mussten wir feststellen, dass Brigitta und Peter mit ihrem grossen Wohnmobil nicht durchpassen würden. Leider liess die Mitarbeiterin nicht mich sich über die zugeteilten Stellplätze verhandeln. Des Weiteren schlug sie auch unseren Wunsch aus, frei auf dem Geländer der Estancia zu stehen. So entschieden wir uns, den Campingplatz wieder zu verlassen. Nach kurzer Rücksprache mit Peter und Brigitta beschlossen wir, weiter Richtung Nationalpark „Torres del Paine“ zu fahren und uns dort einen geeigneten Platz zum Übernachten zu suchen. Nach ca. 35 km Schotterpiste fanden wir schliesslich kurz vor dem Eingang zum Nationalpark einen gemütlichen und ruhigen Schlafplatz.
Am nächsten Morgen (31.10.16) fuhren wir über teils sehr schlechte Schotterpisten in den Nationalpark, um den „Grey Glacier“ Gletscher zu besichtigen. Ursprünglich planten wir mit dem Boot zum berühmten Gletscher fahren, weil man sonst nicht so nahe an ihn rankommt, aber die Bootsfahrt kostete – neben 32 Franken Parkeintritt- 110 Franken pro Person und das war uns echt zu viel! Also beschlossen wir, zu Fuss zum Aussichtpunkt zu gehen, wo man den Gletscher von Weitem sehen konnte. Über grauem Wasser, ragten die schroffen, gletscherblauen Klippen des „Grey Glacier“ in die Höhe – ein wunderschöner Anblick.
Danach fuhren wir weiter und besuchten einen azurblauen Wasserfall. Da wir aufgrund der schmalen, schlechten Strassen nur langsam vorankamen, entschieden wir uns, gleich auf dem Parkplatz in der Nähe des Wasserfalles zu übernachten. Und die weitere Parkbesichtigung auf den nächsten Tag zu verschieben. – was sich im Nachhinein als eine schlechte Idee erwies… Schon am Nachmittag windete es – wie fast überall in Patagonien – stetig und fest. Während der Nacht nahmen die Bergwinde aber so stark zu, dass wir kein Auge mehr zumachen konnten. Um 2 Uhr in der früh, stellten wir auch unser Wohnmobil nochmals in den Wind, um den starken Böen keine allzu grosse Angriffsfläche zu bieten.
Trotzdem dachten wir, dass wir gleich zusammen mit dem Auto und der Wohnkabine kippen würden! Aufgrund der starken Wank-Bewegungen unseres Autos war an ein Weiterschlafen nicht mehr zu denken und wir machten die ganze Nacht kein Auge mehr zu. Als die Sonne endlich am Horizont aufging und wir die Strasse wieder erkennen konnten, fuhren wir einige Kilometer weiter, an einen windgeschützteren Ort, um wenigstens in Ruhe duschen und Frühstücken zu können.
Nach einer belebenden Dusche und dem Frühstück fuhren wir weiter nach Esperanza. Dazwischen mussten wir wieder einmal die Grenze von Chile zu Argentinien überqueren (was wir noch sehr häufig machen werden…), aber auch diesmal ging alles ohne irgendwelche Probleme und die Formalitäten waren nach ca. 30 Minuten erledigt. Bei einer YPF Tankstelle hielten wir an um zu tanken und wieder einmal mit Wlan unseren Liebsten zu schreiben oder zu telefonieren.
Nun machte sich der Schlafmangel bemerkbar und wir beschlossen, gleich auf dem Tankstellen Parkplatz zu übernachten. Ein Tankstellenparkplatz stellt eine gute Übernachtungsmöglichkeit dar, da die Tankstellen während 24 geöffnet haben, die Plätze gut beleuchtet sowie Video-überwacht sind. Als weiteres Plus grenzte das Tankstellengelände gleich an den lokalen Polizeiposten. Als Highlight des Tages kann das Treffen mit Martin bezeichnet werden. Einem Aussteiger aus Italien. In seinem früheren Leben baute Martin in Italien Schiffe sowie U-Boote. Irgendwann entschied er, dass er sich ein anderes Leben wünscht und er gab in der Heimat alles auf. Danach bereiste er die Panamericana mit Zelt und Motorrad. Da er am Reisen Gefallen gefunden hatte, aber keine Lust mehr hatte, dafür zu bezahlen liess er sich auf einer Estancia als Gaucho anheuern. Sobald er genügend gearbeitet hat, erhält er als Gegenleistungf ein Pferd. Ab diesem Zeitpunkt wird er als „Wandergaucho“ durch Argentinien und Chile reisen und im Gegenzug für seine Arbeit Kost und Logis erhalten.
Weiter ging die Fahrt nach „El Calafate“ (02.11.16). Dort hatten wir die Gelegenheit einzukaufen und in unmittelbarer Nähe befand sich auch unser Zielort, der National Park „Los Glaciares“. Auf dem Weg dorthin übernachten wir auf einem Campingplatz direkt am See. Durch den Campingplatz floss auch ein Bach. Im Bach tummelten sich so viele Forellen auf engem Raum, dass man eigentlich hätte davon ausgehen müssen, dass es sich um Lachse handelt. Leider wurde die Schonzeit nochmals um 10 Tage verlängert, so dass ich noch immer nicht zum angeln gekommen bin.
Nach einer sehr erholsamen Nacht – ohne Wind – fuhren wir also in den Nationalpark „Los Glaciares“ und besichtigten den Gletscher „Perito Moreno“. In einem Wort: überwältigend. Der 31 km lange „Perito Moreno“ ist einer der wenigen Gletscher weltweit, welcher noch immer wächst. Aufgrund des stetigen Wachstums „kalbt“ der Gletscher permanent, d.h. dass permanent Eisstücke vom Gletscher abbrechen und in den Gletschersee fallen. Nach der Besichtigung des Gletschers fuhren wir wieder nach „El Calafate“. Dort stehen wir zurzeit auf einem kleinen Platz und freuen uns darauf, morgen weiter Richtung Norden zu fahren und als nächstes die Malereien der Höhlenmenschen besichtigen zu gehen. Wir sind gespannt! 😉
4 Comments
Wahnsinnig schöne fotos die ihr auf eurer reise immer macht. Bei unserem huddelwetter momentan wird man fast ein bisschen neidisch…..was heisst fast!!!!! Wir wünschen euch weiterhin interessante begegnungen und spannende momente auf eurer reise.
Liebe (neidische) grüsse
Mama und päddy
Voller begeisterung lies ich heute morgen euren bericht..danke..war wieder sehr spannend..freue mich schon wieder auf die nächsten tollen interessanten erlebnisse..
Gotti…😘😘
Liebe Sarah und NIcolas, vielen Dank für den schönen Reisebericht. Ist ja toll, was ihr erleben dürft.
Heute Morgen haben wir die ersten Schneeflocken
Weiterhin gute Fahrt und ich freue mich schon wieder auf den nächsten Bericht.
Oma und Opa
Renate und Dieter
Wir freuen uns immer, wenn wir wieder von Euren spannenden Abenteuern lesen können und Föteli anschauen dürfen…Bei uns schneits in Oberegg. Liebi Grüessli Bea, Sascha und Moana