Ice Age
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Höhlenmenschen

Nach zwei erholsamen Tagen in El Calafate fuhren wir die berühmte Ruta 40 weiter in Richtung Norden. Auf der 333 km langen Fahrt nach Gobernador Gregores passierten wir drei grosse Seen – den Lago Argentino, den Lago Viedma sowie den Lago Cardiel. Alle drei Seen begeisterten uns durch ihre ganz spezielle Wasserfarbe sowie durch das sie umgebende Bergpanorama. Auf der Fahrt nach Gobernador Gregores nahm der Wind immer stärker zu. Die letzten 80 km der Strecke konnten wir aufgrund des starken Seitenwindes nicht schneller als 60 km/h fahren. Die Windböen kamen teilweise so unvorhersehbar und stark, dass wir froh waren, dass uns nur ca. alle 20 Minuten ein anderes Fahrzeug kreuzte, da es teilweise fast unmöglich war, in der eigenen Spur zu bleiben. In Gobernador Gregores angekommen, wurde der Wind so stark, dass wir entschlossen den lokalen Camping Municipal anzusteuern. Ein Weiterkommen wäre ohnehin nicht mehr möglich gewesen, da die Polizei die Strassen für den Verkehr sperrte. Wir hatten Glück, dass der Campingplatz auf zwei Seiten von hohen Mauern umgeben war. Dadurch dass wir uns mit den Fahrzeugen direkt an die Mauern stellten, hatten wir trotz der Orkanböen eine gute Nacht. Einzig die Tatsache, dass der Campingplatz zu den teuersten zählte, auf denen wir bis jetzt standen, trübte das Glück über die windstille Nacht.

Am nächsten Morgen hatte der Sturm abgeflacht und die Strassen wurden wieder geöffnet – unsere Fahrt konnte weitergehen. Wie immer tankten wir unsere Fahrzeuge nochmals auf, da wir die nächsten 350 km keine Tankstelle erwarten konnten. Die unendlichen Weiten in Argentinien sind für uns Schweizer noch immer schwer zu begreifen.
Unser nächstes Ziel waren die „Cuevas de las Manos“ (Höhlen der Hände), welche sich nordöstlich von Bajo Caracoles befinden. Ungefähr 5 km nach der kleinen Ortschaft (1x Hotel, 1x Polizeiwache und 3 Häuser) zweigt die unbefestigte Strasse zu den „Cuevas de las Manos“ von der Hauptstrasse ab. Schon nach wenigen hundert Metern mussten wir feststellen, dass Peter und Brigitta mit ihrem Wohnmobil die noch folgenden 47 km Schotterpiste nicht befahren konnten. Also drehten wir wieder um und fuhren zurück nach Bajo Caracoles, wo wir den Camper von Peter und Brigitta vor der Polizeiwache abstellten. Zu viert ging es dann mit dem Nissan (Peter & Brigitta sassen während der Fahrt in der Absetzkabine) in rascher Fahrt zu den Höhlen.
Die Höhlen verdanken ihren Namen den tausenden von Handnegativen, welche die Höhlenmenschen zwischen 7’000 v.Chr. und 1000 v. Chr. auf das vulkanische Gestein gesprüht haben. Als Farben wurden Eisenoxide und Gips sowie verschiedene Minerale verwendet, welche mit Blut, Urin oder Wasser im Mund gemischt wurden. Diese Farbe wurde dann mittels Sprühtechnik über die Hände verteilt, so dass sich die Handnegative ergaben. Teilweise wurden als Schablonen auch die abgetrennten Pfoten von Nandus oder anderen Tieren verwendet. Darüber hinaus finden sich auch sehr schöne Szenen der damaligen Jagd oder aber für die Menschen überlebenswichtige Informationen zu ihrer Umwelt. So zeigt eines der Bilder, dass die Guanakos (die wichtigste Beute der damaligen Menschen) immer bei Vollmond ihre Jungen zur Welt bringen. Nach der Besichtigung der Höhlen fuhren wir wieder zurück nach Bajo Caracoles, wo wir die Nacht vor dem Polizeiposten verbrachten. Die Polizisten waren uns gegenüber sehr offen und herzlich und boten uns die Benutzung ihrer Räumlichkeiten und Bäder an. Da wir aber alles in unseren Wohnmobilen dabeihaben, machten wir von diesem grosszügigen Angebot keinen Gebrauch.

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Am 07. November fuhren wir weiter nach Perito Moreno, wo uns Peter überraschend mitteilte, dass er seit ca. 10 Tagen auf einem Auge nicht mehr so gut sehe und er aus diesem Grund gerne im lokalen Krankenhaus einen Arzt aufsuchen wolle. Der Arzt teilte Peter mit, dass er einen Ophtalomologen aufsuchen müsse, um das Problem eingrenzen zu können. Der nächste befinde sich im 400 km!!! entfernten Comodoro Rivadavia. Nach einer kurzen Besprechung entschieden wir, dass Peter und Brigitta wieder an die Atlantikküste nach Comodoro fahren, um das Auge untersuchen zu lassen und wir uns, bei gutem Befund eine Woche später in San Carlos de Bariloche treffen werden. Um die Zeit gut nutzen zu können, entschieden Sarah und ich uns, nicht die direkte Strecke nach Bariloche zu nehmen, sondern einen Umweg über die Carretera Austral durch Chile zu fahren. Also hiess unser nächstes Ziel: Coyhaique in Chile. Auf dem Weg dorthin fuhren wir über die schlechteste aller Schotterpisten bis jetzt. Selbst mit unserem Auto konnten wir stellenweise nicht schneller als 20 km/h fahren. So brauchten wir bis zur Grenze anstelle der berechneten 2 Stunden rund das Doppelte. Auch die Grenzformalitäten kosteten uns diesmal sehr viel Zeit, da auf dem Grenzposten in Balmaceda Computer noch nicht zu existieren schienen und sowohl bei den Argentinischen als auch bei den Chilenischen Behörden alle Formulare von Hand ausgefüllt werden mussten. Nach dem wir die Grenze nach über einer Stunde hinter uns gebracht hatten, fuhren wir weiter nach Coyhaique, wo wir gegen 20 Uhr einen sehr kleinen Campingplatz fanden.

Wir entschieden uns den nächsten Tag ruhig anzugehen und für einmal nicht weiter zu fahren. Den Morgen verbrachten wir damit, neue Schuhe für Sarah zu suchen. Leider erwies sich die Suche als anstrengender als gedacht. Zwar fanden sich in Coyhaique zahlreiche Schuhgeschäfte, allerdings führte keines dieser Geschäfte Damenschuhe in der Grösse 40,5. Die grösste erhältliche Grösse war die 40 und diese war Sarah dann doch zu klein. Nach unserem erfolglosen Versuch Schuhe zu kaufen, steuerten wir gegen Mittag einen lokalen Supermarkt an, um wieder kein frisches Obst und Gemüse zu kaufen, da dieses nicht von Argentinien nach Chile eingeführt werden darf. Nachdem wir an der Kasse dann allerdings rund 30 Minuten anstehen mussten und unser Hunger immer grösser wurde, entschieden wir uns, nach einer kurzen Konsultation von Tripadvisor, in der lokalen Feuerwehr-Kneipe Essen zu gehen. Diese fand sich, gut versteckt vor normalen Touristen, im Hinterhaus der Feuerwache und war bis auf den letzten Platz durch Einheimische belegt. Nachdem der nächste Tisch frei wurde, gönnten wir uns ein sehr leckeres & preiswertes Mittagessen für umgerechnet 20 Franken.

Danach fuhren wir zurück auf den Campingplatz wo wir Axel und Jana kennen lernen durften. Diese befanden sich gerade auf Hochzeitsreise durch Südamerika. Weil wir uns super mit ihnen verstanden, besuchten wir am gleichen Abend zusammen noch die lokale Brauerei und tranken ein leckeres Bier.

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Am nächsten Tag fuhren wir weiter in Richtung Norden auf der „Carretera Austral“. In Nationalpark „Queulat“ wurde aus der bis anhin passabel befahrbaren Schotterpiste auf einmal eine mit Schlamm bedeckte Gebirgsstrasse. Dies lässt sich dadurch erklären, dass es hier fast das ganze Jahr über Regnet. Aus diesem Grund findet sich hier trotz der Kälte ein Regenwald. Ein sogenanner „Valdivianischer Regenwald“.

„Der Valdivianische Regenwald ist als gemäßigter Regenwald ein immergrünes und kaltgemäßigtes Ökosystem von der chilenischen Pazifikküste bis an den Rand der Andenkette. Die Jahresmitteltemperatur liegt zwischen 11 und 12 °C, und die Niederschlagsmengen betragen bis über 2400 mm jährlich, bei ständig hoher Luftfeuchtigkeit und einer hohen Zahl an Regentagen. Prägende Bestandteile der vielfältigen Flora sind insbesondere die „Südbuchen“ der Gattung Nothofagus. Demgegenüber ist die Fauna weniger artenreich. Die Vegetationsgeschichte des Valdivianischen Regenwaldes wird mit dem ehemaligen Südkontinent Gondwana in Verbindung gebracht. Durch die isolierte Lage konnten bis heute entwicklungsgeschichtlich sehr alte Formen überleben.“ Quelle: Wikipedia.de

Wieder einmal waren wir froh, dass unser Auto über einen Allradantrieb verfügt, denn wir auf den steilen, glatten Strassen dann auch gerne einschalteten. Mitten im Regenwald, um 13.10 Uhr, mussten wir unsere Fahrt dann auf einmal plötzlich unterbrechen. Die Strasse war aufgrund von Bauarbeiten zwischen 13 Uhr und 17 Uhr gesperrt und ein Sicherheitsposten schaute, dass auch niemand die Sperre umging. Wären wir nur 10 Minuten eher da gewesen, hätten wir nicht warten brauchen. Aber zum Glück haben wir unser „Haus“ ja immer dabei. Also setzten wir uns hinten in unsere geheizte Kabine rein und tranken einen Kaffee und lasen ein Buch. Punkt 17 Uhr ging die Fahrt dann weiter. Allerdings konnte die 10 km lange Baustelle nur im Schritttempo befahren werden… Aufgrund dessen, steuerten wir den nächsten Stellplatz nach Ende der Baustelle an. Wir waren nicht die einzigen. Auch eine Gruppe deutscher Reisender fand sich zusammen mit ihrem Rollenden-Hotel auf dem Platz ein. Dies hatte allerdings den Vorteil, dass sämtliche Duschen frisch geputzt und einsatzbereit waren.

Leider mussten wir auf dem Camping auch die erste negative Erfahrung mit einem Südamerikaner machen. So wurden wir dreist von einem chilenischen „Gaucho“, der scheinbar zum Camping gehörte, um Bier angebettelt. Am nächsten Tag (10.11) fuhren wir weiter in Richtung argentinischer Grenze. Auf der Fahrt dahin passierten wir auch die ersten Fischzuchten in Südamerika. Leider aber konnten diese grossen Komplexe nicht fotografiert werden, da sie immer von einem hohen Zaun umgeben waren. Ich bleibe aber dran und versuche eine solche Anlage besichtigen zu können.

In Futaleufu übernachteten wir kurz vor dem Grenzübergang zu Argentinien an einem wunderschönen Fluss. Am nächsten Morgen erreichten wir gegen 9 Uhr die chilenische Grenzstelle. Leider mussten wir feststellen, dass sich die chilenischen Behörden im Streik befanden. Das hatte zur Folge, dass die Grenzstelle an diesem Tag nur dreimal während 30 Minuten geöffnet wurde. Auf der Argentinischen Seite stauten sich schon zahlreiche Fahrzeuge und Busse, welche nach Chile einreisen wollten. Auf unsere Seite war es allerdings noch ruhig, weshalb wir entschlossen erstmal einen Kaffee zu kochen, da die Grenz erst um 11 Uhr aufgehen sollte. Um 10:30 Uhr reihten wir uns dann in die auf unserer Seite sehr kurze Schlange ein. In Anbetracht der riesen Menschenmassen, und um einen Aufstand zu verhindern, starteten die Beamten dann auch schon um 10:45 Uhr mit ihrer Arbeit. Um 11.20 waren dann auch wir durch den chilenischen Zoll durch. Weiter ging die Fahrt zu den 5 km entfernten argentinischen Zollbehörden. Diese freuten sich sehr über unser kommen, da sie ja den gesamten Tag über nicht viel zu tun hatte. Die Formalitäten waren in kürzester Zeit erledigt und sie wünschten uns noch einen schönen Aufenthalt in Argentinien. Die Grenzpolizisten verzichteten dann auch darauf, unser Fahrzeug zu durchsuchen, sodass wir unser Obst und Gemüse behalten konnten. Auf dem Weg nach El Bolson kam uns zu unserem Erstaunen im absoluten nirgendwo Chris entgegen (der schweizer Overlander, den wir in der Schlammschlacht abgeschleppt hatten). Natürlich nutzten wir die Chance und hielten an, um uns mit ihm auszutauschen. Kurz danach gelangten wir wieder auf eine asphaltierte Strasse, was für eine Entspannung! Auf der neu gebauten Strasse verging die Fahrt wie im Flug und wir erreichten bald unser Tagesziel: El Bolson. Hier stehen wir nun in Mitten von Apfelbäumen auf einer alten Estancia.

4 Comments

  1. patty sagt:

    Heute morgen gerade an Euch alle Lieben gedacht. Und „Pfuff“ da kam der Bericht von Nicolas. So schoen!
    Hier in Frankrecih (Europa) Regen und kalt.
    Have a Great Trip weiterhin und viel Spass !
    Patty

    • Renat Kieninger sagt:

      Hallo Zusammen. Viele liebe Grüsse an Euch A L L E
      Danke für den interessanten Bericht.
      Gute Fahrt und liebe Grüsse von Oma und Opa — Renate und Dieter

  2. Bea sagt:

    Vielen Dank für den neuen Bericht. Superspannend 😀
    Weiterhin gutes Vorankommen. Liebe Grüsse aus Oberegg

  3. Wir wünschen Peter von Herzen, dass alles gut ist mit seinen Augen und ihr die Reise zusammen fortsetzen könnt!
    Herzliche Grüße aus Valdez von Andreas und Monika